Müntefering in Ravensburg

Veröffentlicht am 21.09.2009 in Wahlen
 

Müntefering in Ravensburg - Foto Ingrid Staudacher

SZ vom 19.09.2009 Wahlkampf-Kundgebung

  • Die Sonne strahlt - und Müntes Fans jubeln

RAVENSBURG - Ravensburg ist für die SPD tiefste Diaspora. Eine Großkundgebung mitten im schwarzen Herzen Oberschwabens mit dem SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering - kann das gut gehen? Es kann. "Münte" sprach gestern vor gut tausend Menschen auf dem Marienplatz. Und erreichte die Herzen der SPD-Mitglieder.

Von unserer Redakteurin Annette Vincenz

13.20 Uhr. In einer guten halben Stunde soll die Wahlkampfkundgebung losgehen, aber noch stehen sich mehr Sicherheitskräfte als Zuschauer die Beine in den Bauch. Dazu dudelt aus den Lautsprechern Xavier Naidoo mit seiner Solidaritäts-Hymne, bei dem jedem Sozialdemokraten warm ums Herz wird: "Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen". Und anschließend gleich das ebenfalls zum Weg aus der Wirtschaftskrise passende "Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer."

Lokale Prominenz kommt

Aber mit fortschreitender Zeit wird die Musik weniger heulsuselig, optimistischer, und der Platz füllt sich merklich. Die früheren Bundestagsabgeordneten Kurt Rückstieß und Rudolf Bindig, der SPD-Landtagsabgeordnete Norbert Zeller aus Friedrichshafen, amtierende und ehemalige Stadträte aus Ravensburg und Weingarten wie Helga Bayha, Doris Spieß, Manfred Liebermann, Frank Walser und Gisela Müller.

13.46 Uhr. Die Sonne bricht zum ersten Mal durch, ein platzender SPD-Luftballon mit dem Spruch "Ich will frischen Wind" lässt zwei Polizisten kurz zusammenzucken und dann erleichtert auflachen. Die Bierbänke vor dem Rednerpodium füllen sich langsam mit geladenen SPD-Mitgliedern, aber auch viele junge Leute sind gekommen. Auf dem Videobildschirm links neben dem Rednerpodest werden ein paar SPD-Werbefilmchen gezeigt, um die Zeit bis zum Auftritt zu verkürzen. Die Zuschauer bekommen Nachhilfe in Sachen "Deutschlandplan", mit dem die SPD vier Millionen neue Arbeitsplätze schaffen will, in Sachen Mindestlohn und anderen Zielen sozialdemokratischer Politik.

14.30 Uhr. Mittlerweile ist der Marienplatz gut gefüllt, mit vielleicht 500 Menschen. Die Direktkandidaten für die Wahlkreise Ravensburg und Bodensee, Anne Jenter und Jochen Jehle, dürfen ans Mikrofon. Jenter spricht über Schulbildung, eigentlich ein Landesthema, das im Bundestag nicht entschieden wird, aber egal. Sie kennt sich als ehemalige Hauptschullehrerin und Funktionärin der Lehrer-Gewerkschaft gut damit aus. Die Kultusministerien seien zu "verkrustet", um sich etwa in der Frage des längeren gemeinsamen Lernens von Kindern zu bewegen, "da muss man auf Bundesebene weiterschauen". Deutlich mehr Applaus bekommt sie für ihr Versprechen, sich im Falle eines Wahlsieges für die B 30 Süd einzusetzen.

15.10 Uhr Schwung kommt in die Kundgebung, als Ute Vogt die Bühne betritt. Die SPD-Bundestagsabgeordnete ist rhetorisch professionell und gewinnt ihre Zuhörer mit Sätzen wie "Oberschwaben ist eine Region, die ein bisschen mehr SPD wirklich vertragen kann". Dabei verweist sie auf den Biberacher Abgeordneten Martin Gerster und Oberbürgermeister Thomas Fettback, beide SPD. "Das tut der Stadt Biberach gut, machen Sie's nach." So viel Chuzpe entlockt sogar dem Ravensburger Oberbürgermeister Hermann Vogler (CDU), der im Publikum sitzt, ein herzhaftes Lachen.

15.20 Uhr. Franz Müntefering geht ans Mikrofon, und die Sonne kommt wieder heraus, als wollte sie den dramatischen Effekt verstärken. Mittlerweile sitzen und stehen an die tausend Menschen zwischen Post und Kreissparkasse. Und der SPD-Vorsitzende weiß sie zu begeistern. Er spricht von den Umfragen, den Unentschiedenen, wirbt bei den SPD-Mitgliedern dafür, die Hoffnung nicht aufzugeben und Werbung für die Partei zu machen. "Auf den letzten Metern holen wir auf und ziehen dran vorbei. Wir wollen kein Schwarz-Gelb. Wir wollen sozialdemokratisch regiert werden."

Streicheleinheiten gibt's für den "alten Kadetten" Rudolf Bindig, den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten aus Weingarten. Genau genommen ist der "alte Kadett" kein Jahr älter als der Redner, nämlich 69, aber Müntefering wirkt in seinem dunklen Anzug und dem blauen Hemd in der Tat jugendlich. Er beschwört die Chancen, bei der Entwicklung von Autos, die ohne Benzin fahren, Arbeitsplätze zu schaffen, macht sich lustig über die Pläne von Staatssekretär Peter Hintze, Raumfahrt- Beauftragter der Regierung, zum Mond zu fliegen - was 1,5 Milliarden Euro kosten würde. "Wir sollten lieber Antworten auf Seuchen finden, ein Heilmittel gegen Krebs, Aids oder Demenz finden und so Arbeitsplätze schaffen, um solche Dinge sollten wir uns bemühen", sagt Müntefering.

Und dann spricht er ur-sozialdemokratische Themen an: Chancengleichheit für Minderheiten, faire Löhne für Pflegekräfte und Kindergärtnerinnen. "Wenn so viele Männer wie Frauen in Kindertagesstätten arbeiten würden, wären die Löhne dort höher." Wenn Schwarz-Gelb an die Macht käme, so malt Müntefering schwarz-gelb, würde das vermutlich einen Wiedereinstieg in die Atomtechnologie bedeuten sowie eine Gefährdung der Rentenkassen durch Privatisierung, zudem eine noch stärker auseinanderklaffende Zwei-Klassengesellschaft in der Krankenversicherung. Und bevor er in Richtung Rosenheim abreist, wo ein weiterer Termin ansteht, gibt Müntefering Autogramme wie ein Rockstar.

INTERVIEW IN DER MONTAGSAUSGABE

Erschienen: SZ am 19.09.2009

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