Kraus sieht Eltern mehr in der Pflicht

Veröffentlicht am 07.02.2010 in Presseecho
 

Wie geht es in Ravensburg weiter mit der außerfamiliären Betreuung von Kindern unter drei Jahren? Dies wollte der SPD-Ortsverband in einer Diskussionsrunde von Bürgermeister Hans Georg Kraus und dem Leiter des Amts für Soziales, Stefan Goller-Martin, wissen. Exakte Prognosen konnte aber niemand stellen.

Dass die Verwaltung in diesem Jahr trotz drastisch eingebrochener Einnahmen die Ausgaben für den weiteren Ausbau der Betreuungsangebote um eine Million Euro aufstocken will und dafür eine breite Zustimmung im Gemeinderat erwartet, nahmen die im Gasthof Engel versammelten Genossen mit Genugtuung zur Kenntnis. In der Familienpolitik sind sich die Fraktionen im Rat ohnehin ziemlich einig.

Von idealen Zuständen in den Ravensburger Kindergärten und Kindertagesstätten wollte zwar niemand sprechen; aber hier sehe es doch deutlich besser aus als in den meisten anderen Kommunen in Baden-Württemberg, räumte auch der dritte Gast es Abends ein: Christel Ulmer, Vorstandsmitglied im Kita-Bündnis Baden-Württemberg und Leiterin einer Einrichtung mit fünf Gruppen. Sie beklagte eine nach wie vor hohe Gruppengröße in den Kindergärten und den Tagesstätten. Die Erzieherinnen seien überlastet und unterbezahlt. Sie würden mit immer neuen Aufgaben befrachtet, so dass die meisten ihre Freizeit hernehmen müssten für Vorbereitung und schriftliche Beurteilungen der Kinder. „Obwohl die Erzieherinnen schlecht verdienen, geben sie viel Geld aus für Fortbildungen“, erklärte Christel Ulmer. Doch Ministerpräsident Oettinger und Kultusminister Rau hätten bisher keine Zeit gefunden, ihre Anliegen anzuhören.

Gehälter deutlich angehoben

„Wir haben in Ravensburg die Gehälter der Erzieherinnen deutlich angehoben“, erklärte Bürgermeister Kraus. Es gebe bei der Umsetzung des Bildungsplans für den Vorschulbereich auch laufende Verbesserungen im Personenschlüssel, fügt er hinzu. Das alles werde sich in den Elternbeiträgen niederschlagen: „Für 83 Euro im Monat ist das nicht zu haben.“ Überhaupt forderte Kraus ein höheres Engagement der Eltern in der Bildungsarbeit ein.

Im Kindergartenbereich seien in Ravensburg keine sozialen Schichten ausgegrenzt, versicherte Kraus: „Alle Familien schicken ihre Kinder. Wir weisen die Familien aber auch in mehrsprachigen Mitteilungen auf die Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren hin.“ Das gegenwärtige Angebot in Kindertagesstätten (Kitas) und bei Tagesmüttern reiche derzeit für 30 bis 35 Prozent aller Ravensburger Kinder unter drei Jahren aus. Gerade für Kinder ab zwölf Monaten sei die Nachfrage nach Betreuungsplätzen in jüngster Zeit stark gestiegen. Die Stadt trage dem Rechnung, indem sie ihre jährlichen Aufwendungen in den letzten zehn Jahren von 3,7 auf 7,38 Millionen verdoppelt habe. „Ich rechne fest damit, dass am gesetzlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz für Kleinkinder ab dem Jahr 2013 nicht gerüttelt wird, auch wenn Bund, Länder und Kommunen das aus derzeitiger Sicht finanziell kaum stemmen können“, meinte Kraus. Dazu sei der politische Druck zu groß.

Natürlich wünsche er sich mehr Geld vom Land und vom Bund. Aber die steckten selbst in einer tiefen Finanzklemme. Bürgermeister Kraus sieht in einer baldigen und starken wirtschaftlichen Erholung den einzigen Ausweg aus der gegenwärtigen Misere. Prognosen über den Bedarf in drei Jahren wollte er nicht stellen. In Ravensburg sei die Geburtenrate derzeit stabil. Der gesellschaftliche Wandel und der sich abzeichnende Fachkräftemangel lassen laut Kraus aber erwarten, dass der Betreuungsbedarf weiter steigt, weil Mütter – und auch immer mehr Väter – nach einem Jahr Erziehungszeit wieder voll ins Berufsleben einsteigen. Das bestätigen jüngste Studien. Über die ideologischen Debatten, die der Ravensburger Gemeinderat noch vor zehn Jahren zu diesem Thema geführt hatte, konnte das CDU-Mitglied Kraus nur milde lächeln.

Strittig ist jetzt nur, in welchen anderen Bereichen der Rotstift angesetzt werden soll, damit genug Geld für die Bildung verfügbar bleibt. Christel Ulmer schlug vor, die Mittel für die zahlreich laufenden teuren Einzelprojekte in Kindergärten zu bündeln und den Einrichtungen direkt zukommen zu lassen: „Da ließe sich mit insgesamt weniger Geld wahrscheinlich ein höherer Effekt erzielen.“ Hans Georg Kraus und Stefan Goller-Martin nickten dazu beifällig.

Schwäbische Zeitung vom 04.02.2010

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