Altpeter legt ersten Armuts- und Reichtumsbericht für Baden-Württemberg vor

Veröffentlicht am 23.11.2015 in Landespolitik
 

Sozialministerin Katrin Altpeter hat den ersten Armuts- und Reichtumsbericht für Baden-Württemberg vorgestellt und damit ein wichtiges Versprechen aus dem grün-roten Koalitionsvertrag eingelöst.

Der Bericht mit dem Schwerpunkt auf Kinderarmut bietet rund 900 Seiten Daten und Analysen sowie umfangreiche Handlungsempfehlungen der Landesregierung zur Armutsbekämpfung.

Altpeter: „Obwohl Baden-Württemberg zu den wirtschaftsstärksten und reichsten Regionen der Welt gehört, gibt es auch hierzulande Armut und soziale Ausgrenzung. Diese Landesregierung hat auf vielen Feldern bereits Maßnahmen eingeleitet und auch umgesetzt, um wirksam gegen Armut vorzugehen und das Armutsrisiko deutlich zu senken.“

Die Landesregierung habe sich vorgenommen, vor allem drohende Kinderarmut zu bekämpfen und die Kinder für ihr späteres Leben stark zu machen, so Altpeter. Als unmittelbare Konsequenz aus dem ersten Armuts- und Reichtumsbericht hält sie einen Zuschlag zum Kindergeld für Alleinerziehende für wünschenswert.

„Die Daten zeigen, dass Alleinerziehende und ihre Kinder besonders armutsgefährdet sind, und zwar mit zunehmender Tendenz.“ Altpeter spricht sich deshalb dafür aus, das Kindergeld für Alleinerziehende um 100 Euro für das erste Kind und 20 Euro für das zweite und alle weiteren Kinder zu erhöhen.

Betrachtet man die Armutsgefährdung nach Haushaltstyp, tragen dem Bericht zufolge Alleinerziehende und ihre Kinder das größte Risiko. 45,8 % der Personen in alleinerziehenden Familien waren 2012 davon betroffen.

Bei Alleinerziehenden und ihren Kindern, Personen in kinderreichen Paarfamilien sowie Einpersonenhaushalten zeigt sich auch die deutlichste Steigerung der Armutsgefährdungsquote von 2007 bis 2012. Am stärksten ist das Armutsrisiko für Alleinerziehende und ihre Kinder gestiegen (+ 5,2 %).

Demgegenüber nahmen kinderlose Paare und Haushalte ohne Kinder 2012 in Baden-Württemberg die höchsten Wohlstandspositionen ein. In Baden-Württemberg ist etwa jede sechste Familie eine Einelternfamilie.

2012 galten in Baden-Württemberg 14,7 Prozent der Bevölkerung (1,6 Millionen Personen) als armutsgefährdet (gemessen am Landesmedian).

Mehr bezahlbarer Wohnraum für armutsgefährdete Familien

Armutsgefährdete Kinder wachsen laut dem Armuts- und Reichtumsbericht oftmals in prekären Wohnquartieren mit schlechter sozialer Infrastruktur und unzureichenden Freizeitangeboten auf.

Zudem schränkten hohe Umweltbelastungen, eine ungünstige Bebauung und mangelnde Verkehrssicherheit und eine Unsicherheit des öffentlichen Raumes den Bereich stark ein, in dem Kinder sicher spielen und sich bewegen könnten.

In Städten wie Freiburg (1 %) und Konstanz (1 %), aber auch in Stuttgart (2 %) ist dem Bericht zufolge nur ein sehr geringer Teil der familiengerechten Wohnangebote für Familien mit Armutsrisiko bezahlbar. Unverzichtbar ist für Altpeter deshalb die Schaffung von mehr bezahlbaren und familiengeeigneten Wohnungsangeboten für armutsgefährdete Familien.

In der Mietpreisbremse, wonach Mieten bei einer Wiedervermittlung in Gebieten mit angespannten Wohnungsmärkten die ortsübliche Vergleichsmiete um höchstens zehn Prozent übersteigen dürfen, sieht Altpeter einen weiteren wichtigen Schritt. Eine entsprechende Verordnung der Landesregierung gilt seit November 2015.

Gliederung des Berichts

Der Armuts- und Reichtumsbericht gliedert sich in drei Teile.

Im Teil A hat die FamilienForschung Baden-Württemberg die erste umfassende wissenschaftliche Analyse zu Armut und Reichtum im Land erstellt.

Im Teil B haben die Mitglieder des Landesbeirats für Armutsbekämpfung und Prävention auf dieser Datenbasis umfangreiche Stellungnahmen eingereicht. In dem von Ministerin Altpeter einberufenen Landesbeirat waren unter anderem die Kirchen, die Liga der freien Wohlfahrtspflege, die Landesarmutskonferenz, die Kommunalen Landesverbände, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Arbeitgeber sowie der Kinderschutzbund vertreten.

Der Teil C enthält die Maßnahmen und Handlungsempfehlungen der Landesregierung zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung.

Ministerin Altpeter wies darauf hin, dass die Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Landesregierung neben dem nun vorliegenden Ersten Armuts- und Reichtumsbericht weitere Bausteine umfasst, darunter die Veröffentlichung einzelner Kurzreporte zu aktuellen Themen, so zum Beispiel zu den Einkommenslagen älterer Menschen, sowie insgesamt drei große Begleitkonferenzen in den Jahren 2013 bis 2015. Zukünftig soll einmal pro Legislaturperiode ein Armuts- und Reichtumsbericht erstellt werden.

Bewertung des Berichts

Ministerin Altpeter: „Wir haben einen Armuts- und Reichtumsbericht erarbeitet, der seine Wirkung mit Sicherheit über den Tag hinaus in die nächste Legislaturperiode hinein entfalten wird. Soziale Ungerechtigkeit und der Mangel an Teilhabechancen gefährden den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Wir müssen deshalb auf vielen Feldern rechtzeitig gegensteuern - nicht nur bei den unterschiedlichen Einkommenslagen und Vermögenssituationen.“

Wer Armut verhindern und Chancengerechtigkeit herstellen wolle, müsse sich um Erwerbstätigkeit, Wohnen, Gesundheit, Bildung, familiäre Beziehungen, politische Partizipation und vieles mehr kümmern. „Das alles können staatliche Institutionen alleine nicht schaffen - hier ist die ganze Gesellschaft in der Pflicht.“

Ausgewählte Maßnahmen der Landesregierung zur Armutsprävention und -bekämpfung

Die Landesregierung hat in dieser Legislaturperiode bereits zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht, um Armut und prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen entgegenzuwirken. „Darauf ruhen wir uns jedoch nicht aus, sondern setzen uns mit dem Armuts- und Reichtumsbericht neue Ziele“, erklärte Altpeter. 

Kleinkindbetreuung

Beispielhaft für bisherige Initiativen des Landes nannte Altpeter die massive Erhöhung der Investitionen für den Ausbau der Kleinkindbetreuung. Um Eltern, gerade auch Alleinerziehenden, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen, unterstütze die Landesregierung schon seit 2012 über den „Pakt für Familien“ die Kommunen bei der Kleinkindbetreuung. Heute trage das Land (incl. Bundesmittel) 68 Prozent der Betriebsausgaben in der Kleinkindbetreuung. In diesem Jahr stelle die Landesregierung 660 Millionen Euro für die Kleinkindbetreuung zur Verfügung, im kommenden Jahr sogar 795 Millionen Euro. Vor dem Regierungswechsel im Jahr 2011 beteiligte sich das Land mit lediglich 151 Millionen Euro.

Altpeter: „Wenn wir Kinderarmut, aber auch die Armut von Menschen, die Kinder erziehen, nachhaltig bekämpfen wollen, dann müssen wir allen Kindern von Anfang an gute Bildungschancen anbieten.“ Der Ausbau der Ganztagsschulen sei ein wichtiger Baustein, um diesem Ziel gerecht zu werden.

Gute Arbeit schützt vor Armut

Auch das von ihr auf den Weg gebrachte Landesprogramm „Gute und sichere Arbeit“ habe erfolgreich dazu beigetragen, von Armut bedrohten Menschen wieder eine Perspektive zu geben. Mehrere tausend Langzeitarbeitslose sowie junge Menschen und Alleinerziehende ohne Ausbildung hätten durch das Programm wieder beruflich Fuß fassen können.

Für die Zukunft hat sich die Landesregierung mit dem Maßnahmenpaket des Armuts- und Reichtumsberichts dazu verpflichtet, ihre Anstrengungen fortzusetzen, um Menschen mit Schwierigkeiten auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu helfen. Zentral ist für Ministerin Altpeter dabei die Weiterentwicklung und Fortführung des Landesprogramms für gute und sichere Arbeit.

Altpeter: „Wir haben bewiesen, dass es mit dem richtigen Ansatz möglich ist, Langzeitarbeitslose, alleinerziehende Mütter und benachteiligte Jugendliche, die alle schon sehr lange arbeitslos waren oder auf normalem Weg wohl nie eine Ausbildung hätten abschließen können, wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Ich werde mich deshalb auf Bundesebene weiterhin für die Übernahme insbesondere des Passiv-Aktiv-Tausches einsetzen. Denn gute Arbeit ist der beste Schutz gegen Armut.“

Homepage SPD-Landesverband

Termine

Alle Termine öffnen.

29.04.2024, 12:00 Uhr "Social Media Tipps und Tricks" mit Derya Türk-Nachbaur MdB
Es ist nicht immer leicht, auf Social Media-Plattformen Fuß zu fassen, geschweige denn die eigene Reichweite kont …

29.04.2024, 19:00 Uhr - 21:30 Uhr SPD WANGEN | Offener Dialog zum Thema "Potentiale im Bereich Regionale Energiewirtschaft in Wangen"
Die SPD Wangen lädt am Mon tag, 29. April , 19 Uhr, zum Offenen Dialog ins Hotel Prassberger & …

02.05.2024, 10:00 Uhr - 12:00 Uhr Infostand mit unseren Kandidierenden für den Gemeinderat

02.05.2024, 19:00 Uhr - 20:30 Uhr WebSoziCMS-Schulung für Anfänger:innen
Wir geben euch eine Einführung in die wichtigsten Funktionen des WebSoziCMS und stehen im Anschluss für Fragen b …

03.05.2024 Präsidium

NEWS

25.04.2024 07:25 Präsentation der Europawahl-Kampagne mit Katarina Barley und Kevin Kühnert
Die Spitzenkandidatin Katarina Barley stellt gemeinsam mit Generalsekretär Kevin Kühnert die Europawahl-Kampagne der SPD vor. Neben den inhaltlichen Schwerpunkten stehen die Plakatmotive im Fokus der Kampagnenpräsentation. Die Präsentation findet statt am Donnerstag, den 25. April 2024 ab 14:30 Uhr Sei Live dabei: https://www.youtube.com/watch?v=RKixH1Am-GA

24.04.2024 16:26 Landwirtschaft in der EU: Kein Ausverkauf von Umweltschutz
Das EU-Parlament hat heute mehrheitlich dem Kommissionsvorschlag zugestimmt, Umweltmindeststandards in der Gemeinsamen Agrarpolitik erheblich abzuschwächen. Das hat auch auf die deutsche Agrarlandschaft einen unmittelbaren Einfluss. „Die konservativen und rechtsextremen Parteien im EU-Parlament haben heute im Hauruckverfahren wesentliche Umweltaspekte der Gemeinsamen Agrarpolitik aufgeweicht, für deren Etablierung es jahrzehntelange parlamentarische Prozesse und Folgeabschätzungen gebraucht hatte. Seit Jahresbeginn… Landwirtschaft in der EU: Kein Ausverkauf von Umweltschutz weiterlesen

17.04.2024 18:16 Rolf Mützenich zur China-Reise des Bundeskanzlers
China-Reise des Bundeskanzlers: Wichtige Impulse für eine gemeinsame Diplomatie Rolf Mützenich, Fraktionsvorsitzender: Erneut hat ein direktes Gespräch des Bundeskanzlers mit Präsident Xi wichtige Impulse für eine gemeinsame Diplomatie im Krieg in der Ukraine geben können. Nicht umsonst ist die Reise des Bundeskanzlers vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj sehr positiv bewertet worden. „Erneut hat ein direktes Gespräch… Rolf Mützenich zur China-Reise des Bundeskanzlers weiterlesen

16.04.2024 15:10 Bernd Westphal im Podcast zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland
“Wir werden nicht das Streichkonzert im sozialen Bereich machen. Ganz im Gegenteil” In der aktuellen Folge des Podcasts „Lage der Fraktion“ ist Bernd Westphal zu Gast, der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Er erklärt, warum die wirtschaftliche Lage besser ist, als viele sagen; dass die Kritik der Wirtschaftsverbände an der Bundesregierung unangemessen ist, und, wieso die… Bernd Westphal im Podcast zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland weiterlesen

15.04.2024 15:11 Statement der stellvertretenden Vorsitzenden der Ampel-Fraktionen zur Einigung beim Klimaschutzgesetz
Einigung beim Klimaschutzgesetz und Solarpaket Die Regierungsfraktionen haben sich in den parlamentarischen Beratungen beim Klimaschutzgesetz und Solarpaket geeinigt. Matthias Miersch, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion: „Endlich der Durchbruch: Wir integrieren europäische Regelungen in das Klimaschutzgesetz und stellen damit mehr Verbindlichkeit her. Selbstverständlich gelten die CO2-Minderungsziele des gültigen Gesetzes gleichzeitig weiter. Durch die Novelle darf kein Gramm… Statement der stellvertretenden Vorsitzenden der Ampel-Fraktionen zur Einigung beim Klimaschutzgesetz weiterlesen

Ein Service von websozis.info

Shariff